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Evangelische Friedenskirche

Die Friedenskirche wurde in den Jahren 1871/72 als Ersatzneubau für die zu klein gewordene 1697 gebaute alte evangelische Kirche zu Königssteele errichtet. Die alte Kirche stand etwa dort, wo sich heute der Turm der Friedenskirche befindet. Sie lag auf dem Gebiet der zum damaligen Kurfürstentum Brandenburg-Preußen gehörenden Grafschaft Mark, unmittelbar jenseits der Grenze der zum Stift Essen gehörenden Stadt Steele. Dort hatte die katholische Fürstäbtissin keinen protestantischen Kirchenbau erlaubt.

So hatten sich die Protestanten im Bereich Steele an den Kurfürsten von Brandenburg gewandt, der seinen Glaubensgeschwistern 1695 den Bau einer Kirche auf seinem Territorium genehmigte. Die Lage der Kirche gab der Gemeinde ihren Namen: Im Jahr 1701 war aus dem Kurfürstentum Brandenburg das Königreich Preußen geworden. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Steelerberg “Königssteele” genannt. Es war der Ortsteil von Steele, der auf dem Gebiet des Königreichs Preußen lag.

Lange Zeit war Königssteele eine sehr kleine und arme Gemeinde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte sie weniger als 200 Gemeindeglieder, und zeitweise soll sogar an ihre Auflösung gedacht worden sein. Nur gut 50 Jahre später war die alte evangelische Kirche, die immerhin Sitzplätze für 400 Personen bieten konnte, zu klein geworden. Steele war inzwischen zur Industriestadt herangewachsen, die Zahl der Gemeindeglieder hatte sich bis 1865 verzehnfacht, mit einem weiteren Bevölkerungszuwachs war zu rechnen. Da die alte Kirche zudem renovierungsbedürftig war, entschloss sich die Gemeinde unter Leitung zu einem Neubau.

Der Architekt Flügge erhielt den Auftrag, eine neue Kirche für die Gemeinde zu bauen. Die Evangelische Kirchengemeinde Königssteele sollte eine größere und der gewachsenen Bedeutung der Gemeinde angemessene Predigtstätte erhalten. Dabei spielte nicht zuletzt der zur gleichen Zeit geplante Neubau der katholischen St. Laurentiuskirche eine wichtige Rolle. Der Wunsch, auf protestantischer Seite ein entsprechendes Kirchengebäude zu errichten, spiegelt die konfessionellen Gegensätze der Zeit, die das 19. und frühe 20. Jahrhundert bestimmt hatten. Die alte Kirche musste dem Neubau weichen und wurde am 10. Oktober 1870 abgebrochen.

Der Grundstein für die neue Kirche wurde am 18. Juni 1871 gelegt. Es war der Tag des allgemeinen Dank- und Friedensfestes nach dem deutsch-französischen Krieg; so bekam die Kirche ihren Namen. Am 14. November 1872 wurde sie ihrer Bestimmung übergeben. Die Kirche ist 38,80 Meter lang, 17 Meter breit und 11 Meter hoch – eine schlichte mit Tuff verkleidete, fünfjochige, dreischiffige Emporenhalle in hochgotischem Stil mit ausgeschiedenem Chor auf der Ostseite, deren Kreuzgewölbe von je vier Sandsteinsäulen getragen werden. Kennzeichen einer evangelischen Kirche sind die kleinen Fensterpaare unterhalb der Emporen.

Ursprünglich war die Tür an der Südseite als Haupteingang vorgesehen, doch wird vermutlich seit jeher der Eingang durch den Turm als Haupteingang genutzt. Der Turm ist an der Westseite angebaut und 56 Meter hoch. Das Uhrwerk der alten Turmuhr kann im hinteren Teil der Kirche besichtigt werden. Auf beiden Seiten des Turms befinden sich die Aufgänge zu den Emporen. Die Aufgänge bilden das westliche Joch der Seitenschiffe und können durch separate Eingangstüren erreicht werden.

Insgesamt verfügt die Friedenskirche über etwa 600 Sitzplätze, davon rund 300 auf den beiden Emporen. Die Bänke sind aus Tannenholz, die Kanzel und das Schnitzwerk am Altar aus Eichenholz gefertigt, wobei das gotische Retabel (Altaraufsatz) besonders hervorzuheben ist. Altartisch, -hörner und -stufen bestehen aus Pariser Steinen. Ungewöhnlich für eine evangelische Kirche ist das über dem Altartisch angebrachte Ölgemälde “Die Anbetung der Hirten” des Düsseldorfer Künstlers Adolf Gottlob Zimmermann, das aus der alten evangelischen Kirche in die Friedenskirche übernommen worden ist. Bemerkenswert ist auch die zwischen Sakristei und Seitenschiff in die Wand eingelassene bleiverglaste Öffnung in Form eines Kreuzes. Im Deckengewölbe über dem Chor sind die griechischen Buchstaben  und  eingraviert. Es sind die beiden ersten Buchstaben des griechischen Wortes ó (Christus).

Die Orgel der Friedenskirche wurde 1976 in Gebrauch genommen. Es handelt sich um ein mit zwei Manualen und 23 Registern versehenes Instrument der Berliner Orgelbaufirma Schuke. 1990 erhielt die Kirche einen neuen, ihrem gotischen Baustil angepassten Taufstein. Die drei Glocken der Friedenskirche stammen aus dem Jahr 1920. Sie sind auf die Töne D, F und As gestimmt. Als Inschrift tragen sie Worte Martin Luthers: 1.Glocke: Ein feste Burg ist unser Gott; 2. Glocke: Das Wort sie sollen lassen stahn; 3. Glocke: Das Reich muss uns doch bleiben.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Kirche wiederholt von Bergschäden betroffen war, die der in dieser Gegend betriebene Abbau von Steinkohle verursacht hatte. Die Kohlenflöze liegen hier im Ruhrtal unmittelbar unter der Oberfläche – im Keller des Gemeindezentrums an der Friedenskirche ist ein solches Flöz zu sehen. Schon ein Jahr nach Fertigstellung der Kirche zeigten sich Risse in Mauerwerk und Gewölbe, die zunächst ausgebessert werden konnten. Als 1909 erneut Beschädigungen auftraten, musste das ursprüngliche Steingewölbe durch das jetzige Holzgewölbe ersetzt werden. Zu Beginn der 80er Jahre wurden beim Einbau einer neuen Warmluft-Fußbodenheizung unter der Kirche große Hohlräume entdeckt, die mit Beton verpresst werden mussten.

Quelle: Evangelische Kirchengemeinde Königssteele

 
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